Das Szenario: Ein 13-jähriger Jugendlicher war mit einem gestohlenen Auto in einen verheerenden Unfall verwickelt. Auf einer engen Straße am Ortseingang kollidierte ein Fahrzeug mit einem Baum, wodurch zwei Personen schwer verletzt und in den Trümmern eingeschlossen wurden. Der Wagen des Jugendlichen kippte um und blieb mit der Fahrertür auf einem massiven Findling liegen. Der junge Fahrer war ebenfalls schwer verletzt und eingeklemmt, und das Fahrzeug qualmte – ein wahrer Albtraum für die Freiwilligen Feuerwehren aus Kastorf und Sierksrade. Doch zum Glück handelte es sich hierbei „nur“ um eine Übung.
Felix Pechel (13) spielte den jugendlichen Fahrer beeindruckend realistisch und zeigte sich in seiner Rolle als schwer verletzter Unfallverursacher vorbildlich leidend. Sein Vater Christian übernahm die Rolle des Fahrers im anderen Fahrzeug. Mit äußerster Präzision und Teamarbeit richteten die Einsatzkräfte das Fahrzeug des Jugendlichen mithilfe von Steckleitern wieder auf, während Vater Christian und dessen Beifahrer mithilfe eines akkubetriebenen hydraulischen Rettungsgeräts aus ihrem Fahrzeug befreit wurden. Felix wurde währenddessen im Wageninneren von bis zu drei Helfern gleichzeitig versorgt. Eine geplante Dachabtrennung wurde verworfen und durch eine alternative Rettung über die Heckklappe ersetzt – eine Entscheidung, die schnelles Handeln erforderte.
Doch die Übung hatte es in sich: Übungsleiter Daniel Herzog und Sascha von Rhein hatten absichtlich Hürden eingebaut, um die Einsatzkräfte auf die Probe zu stellen. In einem entscheidenden Moment versagten die Akkus des hydraulischen Rettungsgeräts, was die Helfer dazu zwang, wertvolle Zeit zu verlieren, bevor sie, nach einem Hinweis des Übungsleiters, ein Adapterkabel für den Generator einsetzten. „Lieber passieren solche Fehler in einer Übung als bei einem echten Einsatz“, erklärte Daniel Herzog später.
Nach der Übung folgte eine ausführliche Manöverkritik. Besonders positiv hervorgehoben wurden die herausragende Patientenbetreuung, die schnelle Reaktion auf das qualmende Fahrzeug und das präzise Aufrichten des umgekippten Autos. Doch es gab auch kritische Anmerkungen: Der Schutz von RetterInnen und Patienten wurde beim Einsatz des hydraulischen Geräts teilweise vernachlässigt, und die Positionierung der Fahrzeuge am Unfallort war nicht immer optimal.
Einsatzleiter Henrik Klincker zeigte sich dennoch zufrieden und lobte den realistischen Charakter des Szenarios. Solche Übungen seien unverzichtbar, um Fehler zu erkennen und sich auf echte Einsätze vorzubereiten. Angesichts der Tatsache, dass an derselben Stelle bereits ein ähnlicher Unfall passiert ist, war das Szenario erschreckend nah an der Realität. Auch folgenreiche Unfälle mit jugendlichen Fahrern hätten in den vergangen Jahren leider zugenommen.
Am Ende zeigen die Bilder der Übung beeindruckend, mit welchen Herausforderungen die, wohlgemerkt freiwilligen Helfer unserer Feuerwehren sowohl physisch wie psychisch konfrontiert sein können. Niemand wünscht sich und anderen jemals in ein, wie von Felix hervorragend gemimtes, Gesicht eines verunglückten 13-Jährigen schauen zu müssen.