Wer am heutigen Freitag mit dem Auto durch die Kreise Stormarn, Herzogtum Lauenburg und Teile von Lübeck gefahren ist, dürfte sich verwundert gefragt haben, welches Großereignis man wohl verpasst hat. Auslöser war eine, von Polizei unter Blaulicht begleitete, Fahrradgruppe für welche immer wieder temporäre Straßensperrungen vorgenommen wurden. Gestartet war die 50 Mann starke Radlergruppe in diesem Jahr vor 7 Tagen in Hannover: Alle haben in ihrer Kindheit oder Jugend eine Krebserkrankung überstanden und nehmen nun, zum großen Teil schon mehrfach wiederholten Male, an einer außergewöhnlichen Fahrradtour teil. Die Gruppe, darunter auch Sören Thorey (32), der im Alter von vier Jahren Leukämie hatte und heute als stolzes Mitglied und Organisator mitfährt, bewältigte bereits 500 Kilometer auf dem Fahrrad. Das große Ziel: Nach insgesamt acht Tagen und weiteren 80 Kilometern Kiel zu erreichen.
Auf der mittlerweile 33ten Tour besuchte die Gruppe mehrere auf der Strecke liegende Kinderkrebsstationen. Heute machten sie Halt in Lübeck. Die Radfahrenden besuchten auf ihrer Etappe die Kinderonkologie des Lübecker UKSH. Dort wollten sie ein Zeichen setzen und Kindern und Jugendlichen, die aktuell gegen den Krebs kämpfen, Mut machen. „Wir wollen zeigen: Es kann wieder weitergehen – kämpft weiter. Vielleicht sitzt ihr eines Tages selbst auf dem Rad und fahrt mit uns“, sagt Sören Thorey.
Nach den herausfordernden Kilometern wurden die Sportler herzlich empfangen. Begrüsst wurden sie von Chefarzt Prof. Dr. Thorsten Langer. Diesem war die Freude spürbar anzumerken, kennt er doch viele von den heutigen Teilnehmern schon aus seiner beruflichen Laufbahn: „Ich freue mich zu sehen, dass so viele ehemalige Patienten sich auf eine so lange Reise machen um unseren Kinder Mut zuzusprechen“. Im Gespräch mit unserem Reporter erzählt er, dass er schon als junger Assistenzarzt in Erlangen erstmals Kontakt mit der sich jährlichen Aktion der Deutschen Kinderkrebsstiftung hatte. Heute, als Chefarzt in Lübeck weiss er das Engagement der vielen Teilnehmer sichtlich zu schätzen.
Die Freude und Dankbarkeit war auf beiden Seiten spürbar – sowohl bei den Radfahrern, die neue Kraft aus den Begegnungen schöpfen, als auch bei den jungen Patienten, denen die Hoffnung und die erlebte Solidarität Mut machen.
Am Samstag geht es bei der „Regenbogenfahrt“ für die Gruppe weiter nach Kiel. Dort endet die diesjährige Tour, doch die Botschaft bleibt: Mit Ausdauer, Zusammenhalt und Zuversicht kann viel erreicht werden.