Bauernproteste

Hunderte Fahrzeuge starten aus Hamberge nach Lübeck

Hamberge

Das ist in der Gemeinde Hamberge sicher auch nicht so oft zu sehen! Gegen Mittag trafen unzählige Traktoren und weitere Fahrzeuge in dem Ort ein. Am Ende sollten es mehr als hundert Fahrzeuge sein. Hintergrund dieses Auflaufs, dessen Folge eine kilometerlange Schlange in einem Nebenweg war, war der Sammelpunkt in der Gemeinde für die Sternfahrt zur Protestveranstaltung in Lübeck. Dort sollte ab 14.30 Uhr durch das Zusammentreffen hunderter Bauern die zentralen Straßen rings um den Lindenteller vollständig blockiert werden. Mit einer über einstündigen Verspätung ertönten schließlich die Motoren, und der Konvoi setzte sich angeführt von einem Streifenwagen mit Blaulicht in Bewegung. Schon in Hamberge standen Zuschauer am Straßenrand und verabschiedeten den Tross in Richtung Lübeck.

Unüberhörbar fuhren die ersten Fahrzeuge einige Zeit später am Ortschild Lübeck , wo sie schon von Schaulustigen erwartet wurden, die am Straßenrand das fast 45-minütige Spektakel verfolgten. Eine von ihnen ist Nadine Harms, die mit ihrer Familie an der Kreuzung zur Ziegelstraße steht. „Ich stehe uneingeschränkt zu dem Protest der Bauern“ sagt sie auf Nachfrage und erläutert, dass sie es für ein Armutszeugnis hält was die Politik mit dem Volk macht. „Die Bauern haben eh schon Einbußen durch das Wetter und so, und es reicht! Es ist einfach alles zu viel.“

Das kann einer der Teilnehmer nur unterstreichen! Bauer Jens Hammerich aus Eilsdorf steht in Hamberge an seinem Traktor und berichtet bereitwillig über seine Intention an der Sternfahrt teilzunehmen. „Das Fass war eigentlich schon vorher vollgelaufen, weil man einfach nicht mehr mit uns redet. Wir haben eine Regierung die nicht mehr mit ihrem Volk redet und keinen Bezug mehr zur Basis hat“, beginnt er und macht im Laufe des Gespräches klar welches für ihn die Voraussetzungen für ein Ende der Proteste wäre. „Die Regierung muss zurücktreten“ plädiert er und unterstreicht dies mit dem Wunsch, dass der Bundeskanzler zuerst seinen Hut nehmen würde: „Wenn man gestern Abend Lanz gesehen hat, kann man davon ausgehen dass Scholz in absehbarer Zeit zurücktritt“. Hammerich ärgert sich über die Verteilung der Gelder ins Ausland und führt dafür z.b. die Förderung von gebauten Radwegen in Peru an. Auch das China anscheinend hier immer noch als Entwicklungsland gilt und wir immer noch Entwicklungshilfe bezahlen ärgert ihn sehr.

Erst als gegen 14.40 Uhr der letzte Traktor das Ortsschild Lübeck passiert hatte und ein Streifenwagen mit Blaulicht das Ende der kilometerlangen Karavane anzeigte, gab es auch für die „normalen“ Verkehrsteilnehmer wieder ein Durchkommen. Zuvor hatten unzählige Fahrzeuge meist verständnisvoll einfach kehrt gemacht. Nur vereinzelt konnte man auch Verärgerung in Form unschöner Gesten und wildem Gehupe wahrnehmen. Dies allerdings ging im Lärm der Sternfahrt so oder so unter.