200 Jahre altes Haus abgebrannt

Großeinsatz mit 180 Helfern

Niendorf bei Berkenthin

In der Nacht von Donnerstag auf Freitag ist es in Niendorf bei Berkenthin zu einem Großeinsatz der Feuerwehren gekommen. Nachdem gegen 22.55 Uhr mehrere Notrufe bei der Leitstelle eingingen alarmierte die Integrierte Leitstelle Süd in Bad Oldesloe die Freiwilligen Feuerwehren Niendorf, Göldenitz und Berkenthin. Weit hatten es zumindest die Helfer aus Niendorf nicht. Die Einsatzstelle lag genau neben ihren Gerätehaus. Anwohner hatten eine starke Rauchentwicklung und Feuerschein aus dem Dach eines über 200 Jahre alten Wohnhauses in der Dorpstraat gemeldet. Schnell sollte sich der Einsatz zu einem Großeinsatz für insgesamt 15 Feuerwehren entwickeln. Nach dem Eintreffen beim Gerätehaus war Einsatzleiter und Wehrführer Martin Schlemmer umgehend klar, dass dieses Feuer auch mit Hilfe der direkten Nachbarwehren nicht zu bewältigen sein wird. Den Einsatzkräften schlugen schon hohe Flammen aus dem Reetdach des denkmalgeschützten Gebäudes entgegen. In unmittelbarer Umgebung befinden sich weitere mit Reet gedeckte Gebäude, welche vor einem Übergreifen der Flammen geschützt werden mussten. Umgehend ließ Schlemmer auf Feuer 6 erhöhen und so auch die Unterstützung des Gelenkmastfahrzeug aus Ratzeburg und der Drehleiter aus Mölln sicher zu stellen. Auch die Technische Einsatzleitung des Kreisfeuerwehrverbandes wurde samt der Drohneneinheit zur Unterstützung alarmiert. Der Bewohner des Hauses war zuvor schon von seinem Nachbarn auf das Feuer aufmerksam gemacht worden und hatte das Haus schon vor dem Eintreffen der Feuerwehr verlassen können. Umgehend begannen die Einsatzkräfte, unter Zuhilfenahme mehrerer Strahlrohre, sowohl mit der Brandbekämpfung wie auch dem Schutz der umliegenden Gebäude. Das Feuer bereitete sich derart rasant aus, dass nach nicht einmal einer halben Stunde der größte Teil des Dachstuhls ausgebrannt war. In kürzester Zeit hatten sich die Flammen auf den Rest des Gebäudes ausgebreitet. An einen Innenangriff war aufgrund der Hitzentwicklung von Beginn des Einsatzes nicht mehr zu denken, berichtet der Einsatzleiter. Auch eine neben dem Hauptgebäude stehende, ebenfalls mit Reet gedeckte Garage fing nach kurzer Zeit Feuer. Nachdem sich das Unheil mit dicken Rauchschwaden aus dem Dach angekündigt hatten, schlugen auch hier schlussendlich hohe Flammen aus dem Dach. Mit Hilfe von Löschschaum konnte das Feuer nach etwa 3 Stunden unter Kontrolle gebracht werden. Eine zuvor ausgelöste NINA Warnung konnte gegen 04.15 Uhr wieder aufgehoben werden. Schlemmer ging allerdings davon aus, dass der Einsatz noch über die gesamte Nacht hinweg andauern würde.

Zur Abklärung des weiteren Vorgehens wurde das THW zur Einsatzstelle gerufen. Hierbei sollte geklärt werden ob das 1801 gebaute Gebäude abgerissen werden muss. Anwohner, welche die Löscharbeiten beobachteten, drückten ihr Bedauern über die Zerstörung des Hauses aus. So auch Regina Koop. Die direkte Nachbarin wohnt gegenüber des Brandortes und war durch den rötlichen Lichtschein in ihrem Wohnzimmer auf das Feuer aufmerksam geworden. „Es ist ein Jammer. Tut unheimlich weh und leid was da passiert ist. Ich bin sprachlos wie schnell so was gehen kann“, sagt sie im Interview mit unserem Reporter. Auch der betroffene Besitzer zeigt sich sichtlich geschockt: Mein Nachbar kam laut rufend an und hat mich quasi rausgetrommelt. Ich war gerade im Begriff ins Bett zu gehen und hätte das dann gar nicht mehr so mitgekriegt“ erzählt Frank Siegel. Die Frage ob dieser ihn somit gerettet hätte beantwortet Siegel mit „Ich würd erstmal sagen ja“. Wie es für ihn weitergeht weiß er noch nicht. Nachbarn haben ihm spontan viel Hilfe angeboten. Ein wenig hofft er darauf nach Abschluss der Löscharbeiten sein Wohnmobil nutzen zu können. Nur positive Worte findet er für die Hilfskräfte. „Ohne Feuerwehr geht nichts!“, resümiert er im Gespräch und lobt auch unter dem Eindruck des erschreckenden Erlebnisses auf das professionelle Vorgehen der Wehren. Im Einsatz waren die Freiwilligen Feuerwehren Niendorf, Göldenitz, Alt Mölln, Bergrade , Behlendorf, Berkenthin, Breitenfelde, Duvensee, Kastorf, Kuddewörde, Kühsen, Mölln, Ratzeburg, Rondeshagen, Sandesneben, Sierksrade sowei Wohltorf. Auch die Integrierte Leistelle stockte ihr Personal aufgrund des Großereignisses vorrübergehend auf. Zur Versorgung der etwa 180 Einsatzkräfte wurde auch die SEG nach Niendorf entsandt. Bei Würstchen, Pommes und Getränken konnten sich die Helfer nach dem kräftezehrenden Einsatz stärken.

Die Kriminalpolizei hat noch während der Löscharbeiten die Ermittlungen zur Brandursache aufgenommen. Der Sachschaden wird auf etwa 500.000 Euro geschätzt.

 

Video: youtu.be/bkeP4dxTAiY